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Kybersonor Der Klang des Steuerns - Informationen zur Ausstellung



Eine Ausstellung zu Kybernetik, Klang, Licht und Raum - Zeit - Muster von Wolfgang Spahn
Städtische Galerie im Theater Ingolstadt, Schloßlände 1
26. März bis 24. April 2022
Do bis So, 12 bis 18 Uhr


Eine Ausstellung zu Kybernetik, Klang, Licht und Raum - Zeit - Muster

Die Ausstellung “Klang und die Kunst des Steuerns” zeigt aktuelle Klang-Licht Installationen von Wolfgang Spahn, die Zeitmuster der Steuerprozesse kybernetischer Netzwerke audio-visuell erfahrbar machen. Kybernetik ist die Grundlage Künstlicher Intelligenz (KI), sie wird daher auch die Kunst des Steuerns genannt. Sie sichtbar und hörbar zu machen ist das Anliegen des Künstlers Wolfgang Spahn. Die Ausstellung zeigt Klang- und Licht- Strukturen, die aus dynamischen, selbstregulierenden und selbstorganisierenden Systemen erzeugt werden.

“Feedback und Oscillation” heißt ein Kapitel in “Cybernetics - or Control and Communication of the Animal and the Machine” (1948) des Begründers der Kybernetik, Norbert Wiener. Zu diesen Ursprüngen kehrt Wolfgang Spahn mit seinen aktuellen Werken zurück. Entsprechend sind Rückkopplung und Schwingungen Kern dieser Werke, die Spahn deshalb als kybersonor und kybervisuell bezeichnet. Das künstlerische Material sind elektronische Schaltkreise, die steuern, regeln und schwingen.

Mit vom Künstler entwickelten Apparaturen, Projektoren und Synthesizern werden die so entstehenden elektromagnetischen Signale hörbar, sichtbar und erfahrbar. Die Signale bleiben dabei gleich, nur deren Manifestation unterscheidet sich. Klang und Licht werden dadurch gleichberechtigter Teil der Kunstwerke und somit integraler Bestandteil ihrer Ästhetik. Muster aus Reflektionen und Tönen vermählen sich zu einer originären Form aus Licht, Farbe und Geräuschen.

Zentraler Kern der Ausstellung ist ein Netzwerk aus analogen künstlichen Neuronen - das künstliche und künstlerische Gehirn, das alle Arbeiten verbindet. Diese von Wolfgang Spahn entwickelte Schaltung kommuniziert mit allen anderen Kunstwerken, sie verarbeitet deren Informationen und kontrolliert sie. Sie fungiert als “kunsterzeugende” künstliche Intelligenz, die alle um sie arrangierten Werke koordiniert und steuert. Insofern kann die Ausstellung auch im Sinne Valentin Breitenbergs als “Experiment mit künstlichen Wesen” verstanden werden.

Braitenberg Vehicle wikipedia.org

Die gezeigten Arbeiten entstanden aus der Auseinandersetzung mit den Themen Zufall, Chaos und Selbstähnlichkeit - ein Topos aus der Chaosforschung der 1980er Jahre. Insofern sind alle Installationen zwar zentral gesteuert und koordiniert, zugleich aber immer von Chaos und Zufall bestimmtes akustisches und visuelles Geschehen. Regelmäßige Muster aus Klang und Licht sind daher im Detail ursprünglich und unvorhersehbar, sie wirken lebendig und natürlich. Wolfgang Spahn greift in seiner Kunst mithin aktuelle KI Entwicklungen auf, er versteht sie aber auch als Gegenentwurf zu den ent-emotionalisierten Oberflächen unserer Zeit. Somit ist diese Kunst in ihrem Inneren eine Universelle und Konkrete, und dennoch erscheint und erklingt sie in ihrer Außenwirkung lebendig, natürlich und sinnlich.


Norbert Wiener - Cybernetics: The science of steering systems


01. Echo State Network (2019)

Die Vertonung der Rechen- und Kommunikationsprozesse eines analogen neuronalen Netzes

“Information ist Information, nicht Materie oder Energie”
Norbert Wiener

Das erste Lied, das ein Computer in den 1970er Jahren anstimmte, war „Daisy Bell“, gesungen von einem IBM 704 in den Bell Laboratorien. Dasselbe Lied wurde auch von der künstlichen Intelligenz HAL-9000 in Stanley Kubrick’s Film “2001: A Space Odyssey” gesungen. Doch warum sollte eine KI menschliche Lieder singen? Würde sie nicht ihre eigenen Beats und Melodien bevorzugen? Wenn eines Tages die „technologische Singularität“ (John von Neumann) erreicht ist, werden dann die dem System inhärenten Klangstrukturen - erzeugt durch die Schwingungen neuronaler Netze - der dystopische Soundtrack dieser Zeit sein?

Die Installation “Echo State Network” von Wolfgang Spahn widmet sich diesen Fragen: Kann man das Feuern von Neuronen hören? Hat ihr Aktionspotenzial Tonhöhe und Klangfarbe? Wie sehen die Muster und die Strukturen eines neuronalen Netzes aus und wie klingen sie? Was passiert, wenn das Netzwerk selbst auf diese Klänge und Muster reagiert und diese Informationen wieder in das Netzwerk einspeist?

Im Zentrum der Installation steht ein künstliches analoges neuronales Netz, das Klangmuster und hörbare Strukturen erzeugt. Der Schaltaufbau des verwendeten Neurons ist eine elektronische Adaption eines frühen neuronalen Modells, das von dem japanischen Mathematiker Shun'ichi Amari entworfen wurde, um die Synchronität von Neuronen im menschlichen Herzen zu erklären. In seinem Modell wird diesen Netzwerken der Faktor Zeit sowie Rückkopplungen hinzugefügt. Verglichen mit aktuellen KI-Netzwerken ist Shun'ichi Amaris analoges neuronales System in seiner Funktion komplexer und kann die chaotischen menschlichen Strukturen besser widerspiegeln als digitale Facebook-Google KI-Implementierungen.


Confetti Neuron

Als Teil seines Analogrechners “Confetti” schuf der Künstler einen analogen Stromkreis, der ein Modell eines Neurons nachahmt. Mehr als 150 der Confetti-Neuronen bilden eine analoge Version eines so genannten “Echo State Network”. Da das Modell den menschlichen Herzschlag imitiert, kann das “Echo State Network” schwingen, pulsieren und komplexe Muster erzeugen, die sowohl zu sehen als auch zu hören sind. Sensoren der Eingangs-Neuronen reagieren auf Schall und Licht, so dass Helligkeit und Frequenzen verarbeitet und in das Echo State Network zurückgeführt werden. Acht Lautsprecher machen die Aktivität des Netzes an Knotenpunkten hörbar.

“Echo State Network” wurde im Alt-Space-Loop im Rahmen des Festivals „Sound Effects“ in Seoul, Korea (2019) ausgestellt sowie bei Audioblast 10 in Nantes, Frankreich (2022).

Realisiert mit Unterstützung des:
Goethe Institute Seoul, Korea

Echo State Network


02. Searching for the Tide (2022)

Baron Kelvin baute zum Ende des 19 Jahrhunderst ein Gerät um Ebbe und Flut vorher zu sagen. Diese “Tide Predicting Machine” war ein Analog Computer der eine Fourier Analyse der Gezeiten mechanisch vornahm. Das heist er zerlegte die Schwankungen der Gezeiten in ihre Bestandteile. Die verschiedenen Frequenzen der Mond - und Erd - Rotationen.

Tide-Predicting Machine von William Thomson, 1st Baron Kelvin _wikipedia.org

Die Installation geht den umgekehrten Weg und überlagert Neuronale Oszillationen und macht diese wiederum mit Flüssigkeiten sichtbar. Hierfür werden die entstehenden elektro - magnetische Felder mit Ferro Fluide (Flüssigem Eisen) in dem von dem Künstler entwickelten Projektoren angeregt und die so entstehenden Gezeiten wiederum projeziert.


03. The Fractal Dimension of a Pixel (2022)

Die Installation “The Fractal Dimension of a Pixel” verknüft zwei Mikroscop Aufnahmen einzelner Bildschirmpiksel und verschränkt diese dadurch miteinander. Eine Änderung an einem Piksel bewirkt zeitgleich eine Änderung eines anderen Piksels.
Durch die zigfache Vergrößerung wird dies simultan sichtbar. Auch wird dadurch die wahre Natur eines einzelnen Piksel aufgedeckt. Die perfekte Form eines virtuellen Piksels wird zu einem unförmigen Gebilde wenn dieser in der Realität entseht. Er wird so zu einem Fleck der an seinen Rändern sogar eine fraktale Dimension aufweist.

The Fractal Dimension of a Pixel

Benoît Mandelbrot - How Long Is the Coast of Britain? Statistical Self-Similarity and Fractional Dimension wikipedia.org

Quantum entanglement wikipedia.org


04. Spectrum Analyzer (2022)


05. the Flap of a Butterfly Wing (2020)

„Does the flap of a butterfly’s wings in Brazil set off a tornado in Texas?“
Edward Lorenz 1972

Die Installation „Der Schlag des Schmetterlingflügels“ verbindet Sound und Video-Projektionen, die von einem Analog Computer generiert werden, der einen Lorenz Attraktor berechnet. Edward Lorenz, Mathematiker und Meteorologe, verwendete die Metapher des Schmetterlingsflügels, um den enormen Effekt kleiner Veränderungen in chaotischen Systemen zu illustrieren.


Lorenz System _wikipedia.org

Die Installation verwendet zwei separate analoge Computer, um Lorenz‘ chaotsichen Attraktor zu berechnen und in Sound und Video zu übersetzen. Der Lorenz-Attraktor ist ein sogenannter seltsamer Attraktor eines Systems von drei gekoppelten, nichtlinearen gewöhnlichen Differentialgleichungen.

Für die Installation hat Wolfgang Spahn einen analogen Computer entwickelt, den Confetti, der auf einem modularen System beruht und Berechnungen auf der Basis elektrischer Spannung ausführt. Mit dem Confetti ist es möglich, zwei Lorenz Attraktoren simultan und in Echtzeit zu berechnen, und deren Frequenzen hörbar und mittels Oszilloskop auch sichtbar zu machen. Jede der drei Differenzialgleichungen wird berechnet, das jeweils sichtbare Ergebnis auf Video festgehalten und anschließend auf einem Monitor in einem einzigen Bild zusammengeführt.


Confetti - An Analog Computer


06. It's Organic If You Look Close Enough 1 - 3 (2017)

Triptychon. Ein vertontes Makro-Feedback von OLED-Monitoren

Die Video-Audio-Installation „It‘s Organic if you Look Close Enough“ – „Wenn man genau hinsieht ist es organisch“ ist ein Triptychon, das Feedback-Schleifen zwischen je einem Monitor und je einer Kamera präsentiert und online streamt. Mittels Makroaufnahmen werden die vermeintlich perfekten Oberflächen digitaler Medialität dekonstruiert, indem feinste optische, sonst kaum erkennbare, Strukturen der Monitore sichtbar gemacht werden. Die vergrößerten Pixel erweisen sich als ausgefranste unförmige Farbtupfer, die auf realen analogen Strukturen beruhen und so die oberflächliche Perfektion entzaubern.

Das Triptychon besteht aus OLED-Monitoren und einem für die Installation entwickelten Gerät, das ein Video-Feedback erzeugen und streamen kann sowie Video-Signale unmittelbar hörbar macht. Neben sich ständig ändernden und neu generierenden Farbflächen wird so eine komplexe Klangkulisse erzeugt. Da beides, Video und Audio, aus denselben Signalen erzeugt werden, kann der entstehende Klang als eine erweiterte Darstellung der Bildinformation begriffen werden.

Die Installation war Teil der Ausstellung „Feedback #1 – Marshall McLuhan and the Arts“ in der Galerie „West“, Den Haag, 2017.

It's Organic If You Look Close Enough


07. Picture at an Exhibition (2014)

eine Klang-Bild Installation

Inspiriert von der Geräusch-Maschine „Intonarumori“ des Futuristen Luigi Russolo sowie der kinetischen Plastik “Licht-Raum-Modulator” des Künstlers und Bauhausprofessors László Moholy-Nagy fusioniert die Installation “Bild einer Ausstellung” die Funktionen dieser beiden Systeme zu einer einzigen Maschine.

Abstrakte und generierte Projektionen korrespondieren mit ebenso abstrakten live erzeugten Geräuschen. Sich permanent bewegende Muster und Artefakte entstehen auf einer Projektionsfläche hinter einem labor-ähnlichen Aufbau. Parallel dazu entwickelt sich ein repetitives Hörerlebnis, das an rollende Steine in einem Flussbett und tiefe Bratschen-Klängen erinnert.

Angelehnt an die Komposition “Bilder einer Ausstellung” von Modest Mussorgski werden in der Installation Bilder in Klang übersetzt, hier jedoch geschieht dies durch einen direkten physikalischen Prozess: Mittels Laser wird die Oberfläche einer Bildplatte abgetastet, und die so entstehenden Lichtschwankungen werden anschließend verstärkt und hörbar gemacht.

Die rotierende Bildscheibe ist ein chemisch-physikalisches Farbexperiment aus feinst pigmentierten Substanzen und Nano-Flüssigkeiten, das in Miniaturmalweise entstand. Hierfür wurde die Daten-Schicht einer konventionellen Speicher DVD freigelegt und chemisch modifiziert. Die so entstandenen Strukturen vermitteln den Eindruck eines organischen Zerfallsprozesses und verleihen diesem „sterbenden“ digitalen Medium eine lebendige und zugleich vergängliche Erscheinung.

Mit einer Makrokamera werden diese abstrakten und beweglichen Rohlinge gefilmt und vergrößert. Das daraus erzeugte Bild wird auf eine Leinwand hinter den Abtast-Apparaturen projiziert.

Die Installation war Teil der Bienal de Artes Mediales in Santiago de Chile (2017) sowie der Ausstellung „Bodenlos – Vilem Flusser und die Künste“ in der Akademie der Künste, Berlin, 2015

Pictures at an Exhibition


08. Pattagonian Patten Real - Existing Tocken (RET) (2021)

„Patagonian Pattern“ ist eine audio-visuelle Erkundung von Benoit Mandelbrots chaostheoretischen Überlegungen zu selbstähnlichen natürlichen Strukturen. Das Video präsentiert makroskopische und mikroskopische Texturen und Strukturen von Algen, Flechten und Moosen Patagoniens. Analoge Synthesizer und analoge neuronale Netzwerke sonifizieren diese Strukturen.

Die Materialien – d.h. patagonische Moose, Flechten und Algen sowie makroskopische und mikroskopische Fotografien und Luftaufnahmen – wurden im Rahmen des Künstler*innenforschungsprogrammes „Magallanes 2020“ (Universität Magallanes, Punta Arenas/ Goethe Institut Chile) gesammelt bzw. aufgenommen.

Das audio-visuelle Mashup „Patagonian Pattern Real - Existing Tocken (RET)“ kombiniert das Video “Patagonian Pattern” mit einem Objekt, das sowohl als Pyramiden-Skulptur als auch als Real Existing Token, RET, fungiert. Das Objekt besteht aus einem modifizierten Raspberry Pi-Videoplayer, gegossen in Epoxydharz, der das Video abspielt, sowie Proben echter patagonischer Moose und Flechten, die die Ästhetik des Videos aufgreifen, und programmierten LED‘s, die Pflanzen und Technik gleichermassen illuminieren. Durch den Einschluss in Epoxyd ist ein physischer Zugriff auf den Computer/Raspberry PI nicht mehr möglich, und das RET kann nur per Strom und Video den vorher produzierten Stream abspielen. Damit wird das Objekt zum RET – ein unveränderbares Token, das die Unkopierbarkeit des Originals garantiert.

Das Zusammenspiel von Natur, Technik, Video, Sound und Licht, letzteres durch den Einschluss ins Kunstharz gebrochen, reflektiert das übergeordnete Thema, Ubiquität – AllgegenwArt in selbstähnlichen natürlichen Strukturen.

Realisiert mit Unterstützung des:
Goethe Institute Chile und der University of Magallanes Punta Arenas
Stiftung Kunstfonds, Sonderförderprogramm 20/21 - NEUSTART KULTUR\

Kite Aerial Video

Patagonian Pattern


09. Gebrochene Symmetrie (2022)


10. Calling Home (2022)


11. Collider 1 - 3 (2016)

Dia Malerei


12. Ferro Discs 1 und 2 von 13 (2014)

Macro Malerei fractaler Strukturen mit sich selbst organisierende Nano Partikel (Ferro Fluide) auf obsoleten und aussterbenden Medien (DVD/CD).


13. Strange Attractor - Schematic, XY- Plot (2019)

Schematic:
Die Formel des Lorenz Attracktors. Sowie die Schaltskize dessen implementierung in den analog Computer confetti.
XY- Plot:
Der X-Y Ausdruck eines langsam Schwingenden Lornez Attraktors (10 min).




Wolfgang Spahn is a visual & sound artist based in Berlin. His work includes installations, performances of light & sound and miniature-slide-paintings. His art explores the field of analogue and digital media and focuses on both their contradiction and their correlation.
He is faculty member of the Sound Studies and Sonic Arts, Berlin University of the Arts.

Katalog Kybersonor_2022_DE
Portfolio_Wolfgang Spahn DE
Portfolio_Wolfgang Spahn EN


OPEN HARD- & SOFT-WARE

Here is most of the hard- and software the artist developed for his artwork.
DER NULLEFFEKT
PAPER-PCB
- Analog Computer
- Pop Neuron
- Paper-Duino
- Paper Synthesizer
- Paper Bits
- Raspberry Pi Hats
- VGA Synthesizer
- Sound Boards
ART COOPERATION

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